Veraltete Wörter wiederbeleben

  • Ich kenne mich mit veralteten Wörtern noch nicht so recht aus. Dennoch, läuft mir eines über den Weg, weckt es mein Interesse.


    Ich fände es eine schöne Idee, wenn man hier eine Liste von schönen, veralteten deutschen Wörtern erstellt, um sie vielleicht wieder in den eigenen Sprachgebrauch einfließen zu lassen. Mir ist klar, Sprache ist immer auch Absprache, d. h. wenn ich alte Wörter benutze, muss mein Gegenüber diese auch verstehen können. Das wird sicher nicht bei allen Wörtern gelingen, aber bei einigen bestimmt. Es geht mir vorallem um die veralteten Wörter der jetzigen Sprachstufe des Neuhochdeutschen - ab ca. 1650. Ich fange einfach mal an.


    Mär - Geschichte, Sage, Bericht
    Oheim - Onkel

  • Tolle Idee !!


    Der Oheim ist meines Wissens aber nicht mit Onkel gleichzusetzen.
    Der Oheim ist der Mutterbruder, der Onkel der Vaterbruder.
    Die weibliche Form des Oheims ist die Muhme.


    Auch Vetter und Base sind an Stelle von Cousin und Cousine erwähnenswert.

    Wer nicht zu schreiben versteht, glaubt, es sein keine Arbeit:
    Drei Finger zwar schreiben, doch arbeitet der ganze Körper.
    (Mittelalterlicher Schreibvers)

  • Die Muhme ist nicht die Frau vom Oheim, sondern die Mutterschwester.


    Das habe ich auch nicht geschrieben.
    Hatte mich wohl unklar ausgedrückt.


    Hagestolz wäre auch noch ein altes Wort.

    Wer nicht zu schreiben versteht, glaubt, es sein keine Arbeit:
    Drei Finger zwar schreiben, doch arbeitet der ganze Körper.
    (Mittelalterlicher Schreibvers)

  • Danke Gerrit! :) Es wäre schön, wenn man eine entsprechende Erläuterung beifügt. "Ein Hagestolz ist ein älterer Jungeselle. In der Umgangssprache wird der Begriff darüber hinaus in der Bedeutung Junggeselle aus Überzeugung oder Sonderling – ein Mann, der die Ehe verabscheut – gebraucht." - Wikipedia.

    • Offizieller Beitrag

    Nege oder auch Neige: die letzten Tröpfchen, die noch in der Flasche oder dem Glas bleiben, wenn man ausgetrunken hat


    Großmutter, -vater: kennt zwar noch jeder, aber wer benutzt es noch? Die meisten sagen doch Oma und Opa.


    englisch: engelhaft; verdrängt weil gleichlautend mit aus England stammend


    Nicki: T-Shirt


    Niet(en)hose: Jeans


    fürbaß: besser fort, weiter fort, vorwärts, anderwärts, länger, weiter hin


    Kraftfahrzeug, KFZ: Auto(mobil)


    Abort, Abtritt: Klosett


    Plätzchen: Keks


    Rapunzel: Feldsalat


    Rauke: Rucola


    Schlagbaum: Schranke

  • Das Plätzchen zählt tatsächlich zu den »veralteten Worten«? Zumindest hier in meiner Gegend ist der Ausdruck höchst populär – gerade in der Weihnachtszeit. Beim Schlagbaum wäre ich mir auch nicht so sicher, ob das Wort tatsächlich in diese Liste passt … Dennoch vielen Dank für die Zusammenstellung.

    • Offizieller Beitrag

    Kekse sind bei uns ursprünglich nur die eckigen gezahnten (z.B. Leibnitz), Plätzchen alle anderen. Seit 10 Jahren (nach meiner Beobachtung) ist hier nun die Verwendung des Plätzchens rückläufig und wird zunehmend durch Keks ersetzt. Vielleicht gibt es noch Gegenden wo sich das Plätzchen hartnäckig hält?


    Beim Schlagbaum bin ich mir nicht sicher ob es sich um ein veraltetes Wort handelt oder um eine regionale Varietät. Google gibt jedenfalls für Schlagbaum immerhin noch 87.400 Treffer, für Schranke aber 486.000. Wikipedia verweist beim Suchbegriff Schlagbaum auf den Artikel Schranke.


    Beim Plätzchen hilft der Vergleich der Googletreffer nicht weiter, da das Wort in mehreren Bedeutungen verwendet wird und diese Treffer dann nicht eindeutig dem Backwerk zuzuordnen sein werden.

  • »Plätzchen« höre ich auch noch recht häufig für eine bestimmte Art von Keksen. Auch der »Schlagbaum« ist m. M. n. noch nicht veraltet. Daß das Wort weniger gebraucht wird als früher, kann daran liegen, daß es auch weniger Grenzen gibt, wo die Reisenden durch einen Schlagbaum aufgehalten werden. Die »Schranke« bringe ich eher in Verbindung mit einem Bahnübergang.

    »Solange etwas ist, ist es nicht das, was es gewesen sein wird« (M. Walser)

  • Das Wort KFZ und Kraftfahrzeug benutze ich dauernd - in der Steuerbranche ists noch brandaktuell. Wusste nicht, dass es da Abnahmetendenzen gibt. Es gibt ja auch die KFZ-Steuer, oder KFZ-Versicherung.


    Das Wort Nicki für T-Shirt kannte ich gar nicht. :)


    Was mir seit 5 Jahren auffällt, man spricht nicht mehr vom Treibhauseffekt, sondern nur noch vom Klimawandel. Es gibt auch keine Ausländer mehr, nur noch "Migranten".


    Außerdem fällt mir noch auf die Schnelle ein:


    Lehrling - Auszubildender.


    Wobei all diese Wörter trotz ihrer abnehmenden Verwendung noch recht neu sind.

  • Kekse sind bei uns ursprünglich nur die eckigen gezahnten (z.B. Leibnitz), Plätzchen alle anderen. Seit 10 Jahren (nach meiner Beobachtung) ist hier nun die Verwendung des Plätzchens rückläufig und wird zunehmend durch Keks ersetzt. Vielleicht gibt es noch Gegenden wo sich das Plätzchen hartnäckig hält?


    Also hier im schönen Hohenlohe ist die Definition die Selbe: Kekse sind nur diejenigen, die »hart« sind. Weicheres Kleingebäck wird hier als Plätzchen bezeichnet – und Weihnachtsgebäch sowieso (außer es handelt sich um Lebkuchen). Bei der Schranke und dem Schlagbaum verhält es sich hier ebenfalls ähnlich: Der Schlagbaum wird eher mit Landesgrenzen in Verbindung gebracht. Wenn man von Grundschtücksumzäunungen oder Durchfahrtsbehinderungen spricht, sagt man Schranke. Selbes gilt auch für Bahnschranken.

  • Nun gut, der Schlagbaum ist eben eine Unterart der Schranken, hier die einfache, handbetätigte. Da hier allerorts mechanisierte Schranken die alten einfachen Schlagbäume verdrängen, ist das Wort auch im Rückzug


    Aber ich habe auch noch was:


    Wer heute einen Lorbas trifft wird kaum erwarten können, das der es knorke findet, so bezeichnet zu werden.


    Auch trifft man nur noch selten auf Knechte und Mägde, von Ammen ganz zu schweigen.


    So, muss kurz zur Kraftwagenhalle…

  • So, muss kurz zur Kraftwagenhalle…

    Das Wort »Kraftwagenhalle« gefällt mir auch. In meiner Garage hing früher einmal so ein Schild, eine Art Warnschild, das früher vorgeschrieben war. Das Schild (leider nicht in Fraktur) muß noch irgendwo im Gerümpel im Keller liegen, denn weggeworfen habe ich es nicht. Ich werde mich 'mal auf die Suche begeben und es wieder in der Kraftwagenhalle aufhängen. Das wäre ja auch ein Beitrag zur Wiederbelebung.

    »Solange etwas ist, ist es nicht das, was es gewesen sein wird« (M. Walser)

  • Nun, die Kraftwagenhalle stammt aus einer Zeit, als man damals sehr bemüht war, gerade französische Fremdworte aus dem Sprachgebrauch zu verbannen, denn damals war es Feindesland.


    Da ersetzte man auch Begriffe wiew Billet durch Fahrkarte oder Perron durch Bahnsteig - und schuf damit auch die Bahnsteigkarte, welche es tatsächlich heute noch gibt.


    Auch wurden Vorschläge gesammelt, wie man weitere Fremdworte durch "gute" deutsche Begriffe ersetzen könne. So wurde vorgeschlagen Zylinder einfach nur "Töpfe" zu nennen.
    Des weiteren wollte man auch den aus der Dampfkesseltechnik eingeführten Begriff Zerknall generell für Explosion verwenden.


    (der Begriff "Kesselzerknall" ist der offizielle Begriff für das explosionsartige Platzen eines Dampfkessels, bei dem dann dasüberhitzte Wasser schlagartig verdampft und einen kleinen Riss in der Kesselwandung zu einer Katastrophe werden lässt, die zumeist Menschenleben kostet. In Deutschland ereignete sich der letzte Kesselzerknall eines Dampflok-Kessels am 27. November 1977 in Bitterfeld durch Wassermangel.)


    Auch meinte man, das man statt Motor dann doch auch gut "Triebling" sagen könne. Alles durchaus nachvoillziehbar.


    Allerdings hätte das aus einem 4-Zylinder Explosions-Motor einen "Vier-Topf Zerknall-Triebling" gemacht. Wie man sieht, haben Fremdworte doch gelegentlich ihre Vorteile - rein klanglich...


    Damals bezeichnete man einen Verbrennungsmotor auch Explosionsmotor - im Gegensatz zur sehr verbreiteten Dampfmaschine, die ja letztlich ebenfalls ihre Energie aus einer Verbrennung bezieht. Der Begriff "Explosionsmotor" wurde aufgegeben, weil es Befürchtungen gab, das solche Motoren dann auch explodieren würden, welche Dampfmaschinen-Hersteller zusätzlich schürten.

  • Wenn sich auch der »Vier-Topf-Zerknall-Triebling« nicht durchsetzen konnte, so haben die »Töpfe« wenigstens umgangssprachlich einen kleinen Erfolg erzielt. Wenn jemand mit den Worten: »Meister, meine Karre läuft nur auf drei Töpfen!« in die Werkstatt kommt, weiß der Angesprochene doch gleich worum es geht.

    »Solange etwas ist, ist es nicht das, was es gewesen sein wird« (M. Walser)

  • Ähnlich verhält es sich mit den Schiffen, die mit Dampfmaschine ausgerüstet wurden: Karl May bezeichnete sie noch durchgängig als "Steamer" - dieses Wort kennt heute in Deutschland kaum noch einer, Dampfer dagegen sagt jedem etwas (obwohl kaum ein Schiff noch tatsächlich ein Dampfer ist ;) ).


    Was die Garage bzw. den Carport angeht: Die kann man doch auch als Remise bezeichnen. Aus genau diesen haben sich die vorgenannten Gebäude ja entwickelt. Auf so ziemlich jedem Bauernhof findet man dieses Gebäude noch, und durch die Tatsache, dass die landwirtschaftlichen Geräte viel zu groß geworden sind um sie dort unterzustellen, werden dort eben die Autos abgestellt. Kraftwagenhalle klingt so nach Militär, finde ich.

  • Das Wort Steckenpferd als deutscher Begriff für Hobby finde ich erhaltenswert.

    Wer nicht zu schreiben versteht, glaubt, es sein keine Arbeit:
    Drei Finger zwar schreiben, doch arbeitet der ganze Körper.
    (Mittelalterlicher Schreibvers)

  • Ich habe ein Buch darüber. Allerdings ist dort auch viel Umgangssprachliches.


    Es besteht aus zwei Teilen und heißt:
    Rotbuch Deutsch - Liste der gefährdeten Wörter
    Schwarzbuch Deutsch - Liste der untergegangenen Wörter


    • ISBN-10: 3865391117
    • ISBN-13: 978-3865391117


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