Eines der seltsamsten Dinge, auf die ich in der deutschen Sprache gestoßen bin, ist die Anzahl der Wörter, die eine eher schlechte Nebenbedeutung angenommen zu haben scheinen und mehr oder weniger aus dem täglichen Leben verschwunden sind oder sogar als Beleidigung angesehen werden.
Das offensichtlichste Beispiel, das mir in den Sinn kommt, ist das Wort "Weib", das selbst in der jüngeren Geschichte keinerlei eindeutig abwertende Bedeutung gehabt haben muß, da es, wie ich in einer Reihe älterer katholischer Werke, die ich besitze, sehe, früher die übliche Übersetzung für "mulieres" im "Ave Maria"-Gebete war...
Als englischer Muttersprachler finde ich das Wort "Weib" eigentlich recht hübsch, da es mich an das etymologisch gleiche Wort "wife" erinnert, was ein sehr wohlklingendes Wort ist.
Jedenfalls kann ich mir kaum vorstellen, daß "woman" im englischen Sprachgebrauch ersetzt wird und alle Angehörigen des weiblichen Geschlechts fortan als "ladies" bezeichnet werden. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß so etwas im Französischen passiert, wo wir "mademoiselle" beibehalten haben, während das "Fräulein" völlig verschwunden ist.
Ich weiß weniger über die Geschichte von "Dirne", aber es scheint einen ähnlichen Wandel durchgemacht zu haben, und wie bei "Weib" scheinen die abgeleiteten Begriffe nicht den gleichen Bedeutungswandel erlitten zu haben (weiblich ist immer noch üblich und ich sehe niemanden, der versucht, "Dirndl" zu ersetzen).
Sogar sehr konservative Verlage wie der Sarto Verlag haben "Weib" in einigen Werken sogar nachträglich durch "Frau" ersetzt.
Wie konnte es in so kurzer Zeit zu einem so gewaltigen Wandel bei diesen Wörtern kommen? Gibt es andere Beispiele für Wörter, die eine ähnlich rasche Verschlechterung ihrer Nebenbedeutungen erfahren haben?