Eine unverſtandene Redewendung

  • Ein Freund von mir iſt bei ſeinen Großeltern aufgewachſen. Dieſe ſtammten aus Niederschleſien. Wie es in der DDR üblich war, wurde über die Zeit des Nationalſozialiſmus nicht viel erzählt, beſtenfalls unter der Hand.

    Mein Freund war immer ſchon geſchichtlich intereſſiert und wenn er ſeinen Großvater etwas zum Krieg fragte und dieſer aber deſſen Frage nicht beantworten wollte, ſagte dieſer „Klinge anne Mehlſack“. (Die Schreibweise ſtammt von mir; er hat es mir mündlich aus dem Gedächtnis wiedergegeben, so wie er es verſtanden hat.)

    Er hat aber dieſe Redewendung/Sprichwort nie verſtanden.


    Hier kann ſchon der echte „Mehlſack“ für irgendein Synonym ſtehen.

    Es iſt möglich, daß dieſer Spruch einen Bezug auf die Stadt „Mehlſack“ hat. Es gibt im heutigen Ermland-Maſuren in Polen das Städtchen Pieniezno; früher „Mehlſack“ im einſtigen Oſtpreußen.


    Hat jemand von Euch ein Deutungsverſuch?

  • Vielleicht sowas wie "Perlen vor die Säue"? Ich weiß ja nicht, mit was früher Mehlsäcke geöffnet wurden, aber es war vielleicht nicht direkt eine gute Klinge, daher könnte es ja bedeuten, hier werden mit viel zu gutem Werkzeug unnötig alte oder lockere Behältnisse geöffnet.


    Das ganze also herabspielend im Sinne von alles schöne Geschichten um das, was gar nicht so spektakulär war oder alles alte Kamellen, viel zu spektakulär erzählt.


    Ist nur Raterei, mein Opa kam auch aus Niederschlesien, Kreis Löwenberg, aber solche komischen Sprichworte fielen bei uns nie.

  • Ich kenne den Spruch nicht, aber für mich klingt das wie "Rühr da nicht dran", " laß die Finger davon".

    Säcke waren früher wertvoll. Mein Opa hat Kartoffelsäcke zig Mal gestopft und geflickt. Die hat man oben vorsichtig aufgebunden und nicht einfach mit dem Sackmesser reingestochen, sodass das kostbare Mehl rausfällt und der Sack unbrauchbar wird.

    Ich habe eine feste Meinung - verwirrt mich nicht mit Tatsachen!

  • Vielleicht heißt es ja, wenn ich mich öffne, kommt vieles heraus, das besser drinbleiben sollte, so wie das Mehl im Sack bleibt, wenn man nicht mit der Klinge an den Mehlsack gehen würde - ich unterstütze also die Ansicht von Oliver.

  • Ich habe meinen Freund noch mal gefragt und er ergänzte, daß ſein Großvater Offizier in beiden Kriegen war. Dieſe Redewendung benutzte er aber nur, als er Fragen zum 1. Weltkrieg ausweichen wollte. Möglicherweiſe verbarg ſich hier ein dunkles Geheimnis, das der Enkel nicht wiſſen ſollte.

    Die Deutungsverſuche von Oliver und Theo überzeugen mich.


    Allen Beteiligten bei dieſer Diskuſſion nochmals herzlichen Dank!