Ligafaktur 9.2

  • Ligafaktur 9.2


    In kurzem Abstand ist die neue Ligafaktur-Ausgabe 9.2 erschienen (www.ligafaktur.de). Neben einigen kleineren Verbesserungen wurde vor allem die Sperrfunktion überarbeitet und ergänzt (s. Diskussion hier im Forum bei Ligafaktur 9.1), sowohl im Ligafaktur-Programm selbst, als auch in den gleichzeitig mit der neuen Ligafaktur-Ausgabe erschienenen überarbeiteten OpenType-Schriften (hier Version 2.0). Texte mit allen OpenType-Schriften (basisfunktionale LOB-Schriften und vollfunktionale LOV-Schriften) können jetzt regelgerecht gesperrt werden. Das gelingt wahlweise über die Ligafaktur-Sperrfunktion oder über die Aktivierung der OpenType-Gruppe »Stilalternativen« (salt), falls das OT-fähige Textprogramm die Einzelwahl von OT-Gruppen erlaubt.

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  • Ich habe es mal ausprobiert in Firefox und LOV.Normalfraktur. Und zwar mit dem folgenden CSS-Code:

    Code
    * {
      font-family: "LOV.Normalfraktur"
      letter-spacing: .4em;
      font-feature-settings: "salt";
    }

    Es hat aber leider nicht funktioniert – beim Sperren geht auch der ſ-Automatismus nicht mehr –, und auch nicht mit LOB.Normalfraktur. Ich vermute, es hat damit zu tun, dass Firefox beim Sperren per Default alle gewöhnlichen Ligaturen auflöst – was ja auch sinnvoll ist. Die Unifraktur-Schriften verwenden offenbar eine andere Lösung. Dort funktioniert das Sperren in Firefox problemlos und man braucht keine OpenType-Features extra zu aktivieren.

  • Die Unifraktur Leute legen die Zwangsligaturen ins ccmp Feature, die restlichen Ligaturen ins liga Feature. Das ist zwar streng genommen ein Mißbrauch des ccmp Features, aber der einzige Weg unter Opentype so etwas wie Sperren hinzubekommen. Unicode und Opentype kennen keine Zwangsligaturen und werden wohl auch nie welche kennen. Damit muss man sich abfinden. Einen traditionellen Fraktursatz mit Opentype ohne Mißbrauch und Macken wird es nicht geben. Auch damit wird man sich abfinden müssen. Möglich wären höchstens Nischenlösungen wie Graphite oder sehr, sehr aufwendige Lösungen über Scriptsprachen. Oder man verzichtet halt auf den traditionellen Satz und passt die Fraktur vollständig an den Antiquasatz an. Das geht natürlich auch.

  • Die LOV-Schriften wurden vor allem mit Textprogrammen geprüft, bisher nicht für Netzprogramme.

  • Die Unifraktur Leute legen die Zwangsligaturen ins ccmp Feature, die restlichen Ligaturen ins liga Feature. Das ist zwar streng genommen ein Mißbrauch des ccmp Features, aber der einzige Weg unter Opentype so etwas wie Sperren hinzubekommen.

    Wo steht denn das? *suchsuchsuch* Gefunden! Es steht in Microsofts OpenType Layout tag registry. Aber stimmt es denn wirklich, dass die Verwendung des Features ccmp für die Zwangsligaturen missbräuchlich ist? Unter ccmp (OpenType Layout tag registry) heißt es: “To minimize the number of glyph alternates, it is sometimes desired to decompose a character into two glyphs. Additionally, it may be preferable to compose two characters into a single glyph for better glyph processing. This feature permits such composition/decompostion.” Das scheint doch auf die Zwangsligaturen zu passen. Es geht ja gerade darum, dass zwei Buchstaben beim Sperren zusammen bleiben müssen, als ob sie ein einziges Zeichen wären.


    Beim Durchlesen von Microsofts Dokumentation frage ich mich eher, ob nicht umgekehrt das Feature salt missbräuchlich ist. Unter salt (OpenType Layout tag registry) heißt es: “Many fonts contain alternate glyph designs for a purely esthetic effect; these don't always fit into a clear category like swash or historical. As in the case of swash glyphs, there may be more than one alternate form. This feature replaces the default forms with the stylistic alternates.” Das Sperren von Ligaturen wie *fi* oder *ff* im gesperrten Satz würde ich eher nicht als alternative Zeichenformen mit rein ästhetischem Effekt bezeichnen. Außerdem ist laut Standard Scripts: Introduction (Microsoft Typography) das Feature ccmp für unsere Schrift auch wirklich ausdrücklich vorgesehen, während das Feature salt höchstens unter »ferner liefen« vorkommen kann.


    @austerlitz ist der Erschaffer der Unifraktur-Schriften, stimmt es oder stimmt es?

    Das stimmt nicht, aber ich gebrauche sie gerne und interessiere mich auch sonst für Frakturschriften.

  • Servus zusammen,


    ich bin immer wieder froh, dass es die Ligafaktur gibt. Nichtsdestoweniger gibt es immer kleine Nicklichkeiten, nicht erst seit dieser Version, sondern schon länger, die ich gerne einmal erwähnen möchte, als Feedback für Utz. Ich hoffe, das ist Recht so. :)


    Das eine ist, dass beim Schreiben mit aktivierter Ligafaktur (also bei Konvertierung während des Schreibens) manchmal ungefragt der Inhalt der Zwischenablage eingefügt wird. Das passiert nicht immer, aber wenn es gerade mal passiert, dann passiert es gleich öfters hintereinander.


    Und das zweite ist, dass, auch wieder bei aktivierter Ligafaktur das Einfügen des Doppel-S nicht immer reibungslos funktioniert. Manchmal bleibt nur ein langes ſ, manchmal kommt ſs (also die Ligatur) und manchmal kommt auch sſ. Ich weiß, dass das für die Software kompliziert ist, weil es da eben verschiedene Kombinationen gibt, die berücksichtigt werden müssen.


    Ich arbeite mit Win 10 Pro (1511) und schreibe die Fraktur in OpenOffice.


    Alles Gute


    Max

  • Hallo Max,


    vielen Dank für die Hinweise!


    Die frakturgerechte Darstellung des Doppel-s als ſſ, ſs oder sſ ist in der Tat eine der schwierigeren Aufgaben bei der Programmentwicklung, ist aber Teil des normalen Regelsatz-Moduls innerhalb des Programms (Beim Dreifach-s ist es dann wieder sehr einfach: Hier gibt es nur ſsſ). Das Doppel-s sollte eigentlich immer richtig gesetzt werden wie in »Waſſer«, »daſs« und »dasſelbe«. Anderenfalls brauche ich zur Berichtigung, wie bei Fehlern anderer Art auch, einfach die dazugehörigen Wörter/Beispiele, um die Algorithmen anzupassen und in die nächste Ligafaktur-Ausgabe einzuarbeiten. Anmerkung: Die Programmierung des kleinen s (Lang-ſ/Rund-s und ſ-Ligaturen) ist extrem kompliziert und umfaßt etwa 90 Prozent des Regelsatz-Moduls, alle anderen Ligaturen mit c, f, l und t zusammen nur etwa 10 Prozent.


    Beim ungefragten Einfügen des Inhalts der Zwischenablage oder auch anderer kryptischer Zeichen, wäre auch hier ein genau beschriebener Ablauf hilfreich. Auch wenn Ligafaktur intern stimmig ist, kann es eventuell beim direkten physischen Zusammenspiel mit den Textprogrammen, also beim Einfügen, Überschreiben, Markieren, Setzen und Löschen von Zeichen zu Problemen kommen, weil diese Aktionen von den verschiedenen Textprogrammen unterschiedlich schnell ausgeführt werden und nicht immer mit dem programmierten Ablauf mithalten können. Eine gewisse Anpassung bietet dann die Ligafaktur-Einstellung des Sicherheitsmodus’ (Bitte ausprobieren).