Das Fraktursatzprogramm Ligafaktur ist mit der neuen Ausgabe 9.1 erschienen (www.ligafaktur.de). Darin wurden vor allem die OpenType-Funktionen überarbeitet bzw. durch ein Format für basisfunktionale OpenType-Schriften ergänzt. Solche Schriften werden gleichzeitig neu bei www.ligafaktur.de angeboten (LOB-Schriften), zusammen mit überarbeiteten vollfunktionalen OpenType-Schriften (LOV-Schriften) sowie zwei neuen Schriftarten.
Ligafaktur 9.1
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- Konverter
- Utz
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Wie kann man Ihre OpenType-Schriften denn sperren? Bei anderen OpenType-Frakturen gelingt mir das Sperren ausgezeichnet, aber leider nicht bei Ihren.
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Die Antwort bedarf genauerer Angaben: Welche OT-Schriften lassen sich in welchen Textprogrammen mit welchen Mitteln/Funktionen sperren? Und welches Verfahren/Textprogramm haben Sie für meine Schriften angewendet? Normalerweise können OT-Ligaturen nicht mit dem Standardverfahren Laufweitenerhöhung gesperrt werden, sondern nur durch Einschieben eines anderen Zeichens (Leerraum).
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Ich verwende XeLaTeX mit den Schriften von http://unifraktur.sourceforge.net/. Offensichtlich klappt das Sperren mit den Schriften von Unifraktur auch im Internet (jedenfalls mit Google Chrome).
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Die von Ligafaktur.de angebotenen OpenType-funktionalen LOV-Schriften sind vollfunktional programmiert; die Frakturregeln sind also mit jeweils einigen tausend Programmzeilen in den Schriften enthalten. Diese Komplexität verträgt sich bisher nicht mit der Anleitung bei http://unifraktur.sourceforge.net/letterspacing.html, die keine Vollfunktionalität zugrunde legt. Aber vielen Dank für den Hinweis! Mal sehen, was sich trotzdem machen läßt.
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Die bei http://unifraktur.sourceforge.net/ angebotenen Schriften haben laut http://unifraktur.sourceforge.…on_de_fraktur.pdf#page=37 ebenfalls Frakturregeln eingebaut. Es scheint also, als wären der Einbau von Frakturregeln und die Möglichkeit zum Sperren unabhängig voneinander. Wie es hinter den Kulissen funktioniert, verstehe ich aber nicht.
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Nach Prüfung der Frakturschrift UnifrakturMaguntia habe ich nicht feststellen können, daß diese Schrift vollfunktional programmiert ist und die Fraktursatzregeln einhält, auch nicht nach Aktivierung aller OpenType-features. Auch im Font-Programm FontLab war keine entsprechende Programmierung erkennbar. Die Ligaturen entstehen zwar, aber nicht regelgerecht, jedenfalls in meinen OT-fähigen Textprogrammen. Zum Beispiel erscheint »Tatzeit« mit tz-Ligatur. Wäre die Schrift vollfunktional, dürfte hier keine Ligatur entstehen. Nur beim Lang-s/Rund-s sind einige wenige (nur heuristische) Regeln eingebaut (s. Ihre Netzadresse), die zudem nur wirksam werden, wenn im Textprogramm alle OT-features wählbar sind, diese bekannt sind und auch gewählt werden.
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Hab das jetzt in Word 2013 versucht,
man darf halt die Ligaturen nicht mit Sperren.Wo es bei mir mit einzelnen vollfunktional Schriften Schwierigkeiten gibt, ist in Word. In LibreOffice klappt alles. Einzig die NeueDeutscheKurrent funktioniert von den ausprobierten Schriften überall. Es ist wie ein Lottospiel in Word, entweder die Ligaturen werden automatisch angezeigt oder nicht. Einzig im Vorschaufenster wo man Ligaturen aktiviert zeigt es die Ligaturen immer richtig an
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Oha, sehe gerade oben hat mir Word die Ligaturen ch und tz gar nicht gesetzt.
Hier ein Bild aus LibreOffice,
der Text wurde eingetippt, markiert und der Abstand auf 3 pt gesetzt. Die st Ligatur müßte man hier manuell entsperren, dann paßt es wieder. -
Nur beim Lang-s/Rund-s sind einige wenige (nur heuristische) Regeln eingebaut (s. Ihre Netzadresse), die zudem nur wirksam werden, wenn im Textprogramm alle OT-features wählbar sind, diese bekannt sind und auch gewählt werden.
Klar, Ihre Schriften haben weit mehr Regeln eingebaut. Ich dächte nur, dass die vergleichsweise bescheidene »Heuristik« der Unifraktur-Schriftart darauf hinweist, dass Frakturregeln und korrektes Sperren einander überhaupt nicht ausschließen. Aber vielleicht habe ich Sie ja nur missverstanden und Sie haben gar nicht antönen wollen, dass »Vollfunktionalität« und korrektes Sperren einander ausschlössen. -
Natürlich meine ich nicht, daß Vollfunktionalität und korrektes Sperren prinzipiell einander ausschließen. Aber die vollfunktionale OT-Programmierung ist so enorm kompliziert, daß das Sperren zunächst hintenan steht. Mal sehen, was sich zukünftig machen läßt, um beides zu vereinen.
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Sehe ich auch so. Nicht nur das, es wird meiner Ansicht nach viel zu oft gesperrt.
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Auch wenn viel zu oft gesperrt wird – Sperren gehört zur korrekten Fraktur-Typografie und sollte in einem Fraktur-Font möglich sein.
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Bei OpenType-Ligaturen, die nur so erscheinen, aber schrifttechnisch weiterhin aus codierten Einzelzeichen wie c und h, t und z usw. bestehen, ist die Sperrung eben etwas schwieriger als bei codierten Ligaturen wie in den UNZ1-genormten Schriften. Bisher gibt es jedenfalls keine Schriften, die gleichzeitig vollfunktional und korrekt sperrbar sind. Zukünftig sind sie aber sicher möglich.
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Für meine Zwecke ist die »Vollfunktionalität« eben nicht so wichtig, da ich die Frakturregeln selber beherrsche. Wichtiger dünken mich die vollen Möglichkeiten der Frakturtypografie inklusive Sperren und die Standardkonformität, damit die Texte durchsuchbar und kopierbar sind – womit die UNZ-Zeichen nicht in Frage kommen.
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Das widerspricht sich ein wenig. Die Durchsuchbarkeit ist gerade bei vollfunktionalen OT-Schriften optimal, da deren Texte reine Antiquatexte sind. Texte mit basisfunktionalen OT-Schriften enthalten dagegen mehr oder weniger Bindehemmer, was die Durchsuchbarkeit einschränkt. Wörter mit Bindehemmern lassen sich in der Regel genausowenig finden wie Wörter mit UNZ-codierten Ligaturen. Zwar soll es inzwischen Textprogramme geben, die das Suchwort finden, auch wenn es einen Bindehemmer enthält, in den meisten Textprogrammen klappt das bisher aber nicht.
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Ich habe nichts gegen »Vollfunktionalität«. Wenn ich aber vor die Wahl zwischen korrekter Fraktur-Typografie und »Vollfunktionalität« gestellt bin, dann entscheide ich mich für die korrekte Fraktur-Typografie. Da will ich keine Einschränkungen in Kauf nehmen.
Durchsuchbarkeit und Kopierbarkeit sprechen selbstverständlich nicht gegen »Vollfunktionalität«. Man könnte sich höchstens die Frage stellen, ob es nicht vielleicht in die Irre führe, wenn man beim Kopieren eines vermeintlichen langen ſ bloß ein rundes s erhalte, aber da gibt es wohl keine allgemeine Antwort. Hingegen sprechen Durchsuchbarkeit und Kopierbarkeit gegen UNZ.
Es stimmt sehr wohl, dass auch Bindehemmer und langes ſ zwar nicht die Kopierbarkeit, aber doch die Durchsuchbarkeit beeinträchtigen können. Allerdings bestehen gute Aussichten, dass sich dies in Zukunft verbessert. Bereits jetzt gibt es weit verbreitete Programme, deren Suchfunktion sich von Bindehemmer oder langem ſ nicht beeinträchtigen lassen. Prominentestes Beispiel dürfte Google Chrome sein.
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Nur wenige kennen sich wie Sie mit den Fraktur-Regeln aus. Da sind vollfunktionale Schriften sicher hilfreich, zumal sich eine korrekte Fraktur-Typografie und Vollfunktionalität bis auf die derzeit noch unzureichenden Sperrmöglichkeiten kaum unterscheiden.
Wenn ein vollfunktionaler Text mit langem ſ kopiert wird, erscheint er auch nach dem Kopieren mit langem ſ, wenn man ihn wieder mit einer vollfunktionalen Schrift darstellt. Das gilt auch für die Ligaturen. Beim Kopieren von OT-Texten, seien sie basis- oder vollfunktional, enthält der kopierte Text auch keine Ligaturen. Sie erscheinen eben nur bei Darstellung mit einer OT- und keiner anderen Schrift. Der Text ist mehr oder weniger immer Antiqua, Fraktur-Zeichen und bei vollfunktionalen Schriften auch die Regeln enthält allein die OT-Schrift, die über ihre OT-Programmierung die Bildschirm- und Druckdarstellung lenkt. -
Vielleicht wäre dies ja eine Lösung zum frakturgerechten Sperren von Frakturtexten: So habe ich es übrigens bei einigen meiner Schriften gemacht:
Im Fraktursatz ist ja in den weitaus meisten Schriften ein Kursivsatz ohnehin unüblich und es sollte eben daher auch nicht küstlich kursiviert werden, daher habe ich mich entschlossen, im kursiven Schnitt statt dessen die normalen Glyphen, aber mit um die jeweils halbe Sperrung vergrößerter Vor- und Nachbreite zu setzen, Ligaturen, die im Fraktursatz aufgelöst werden, haben dann eine entsprechend gesperrte Glyphe, auch der Fall einer zwar aufgelösten, aber nicht zu sperrenden Glypghe lässt sich so gut lesen, wie auch Zwangsligaturen, die weder aufgelost noch gesperrt werden.
Das müsste sich auch über vollfunktionale Schriften durchführen lassen, wodurch dann auch der gesperrte Text durchsucghbar bleibt.
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Eine gute Idee! Großer Vorteil: Man braucht an der OpenType-Programmierung nichts zu ändern, Nachteile: man braucht einen Extra-Schriftschnitt, die Sperrweite ist unveränderlich vorgegeben, und man muß anders sperren als sonst üblich. Aber diese Begrenzung kann man hinnehmen.
Eine Sperrung innerhalb desselben Schriftschnitts wäre zwar vorzuziehen, bei basisfunktionalen OT-Schriften mit codiertem Lang-ſ gelingt dies auch, aber bei vollfunktionalen Schriften (ohne codiertes Lang-ſ) versagt die übliche Laufweitensperrung.
Ein Beispiel für alle, die hier mitlesen, aber mit diesem Problem nicht so vertraut sind: Im Teilwort »aus« wird das s grundsätzlich als Rund-s programmiert, weil die allermeisten Wörter mit »aus« so geschrieben werden. Aber es werden auch Ausnahmen erfaßt wie Australien, Auster, Baustein, bauschen, grausig u.a, die mit ſ-Ligaturen erscheinen. Würde man nun einen Bindehemmer zwischen ſ und t/c/i einfügen, damit diese keine Ligaturen mehr bilden und (nur) dann gesperrt werden können, erschiene »aus« in diesen Ausnahmewörtern nach dem Sperren fälschlich wieder mit Rund-s, weil es die Wörter »Baustein« usw. so nicht mehr gibt, sondern z.B. nur das Wort »Baus|tein« (| steht für den unsichtbaren Bindehemmer). Nun könnte man wiederum »aus|« so programmieren, daß »aus« mit Bindehemmer mit Lang-ſ erscheint, aber da gibt es Probleme, u.a. akzeptieren leider nicht alle OpenType-fähigen Textprogramme die Einbeziehung von Nichtbuchstaben wie den Bindehemmer in die Schriftprogrammierung.